Dritter Reisebericht Bamtaare - Treffen

Dritte Reise in den Senegal im Februar 2012

Reisebericht

von Susanne Szemerédy und Heidi Schlammerl 

Zur Erinnerung – im Jahr 2010 hatten wir nach der ersten Reise in den Senegal unseren Verein „Bamtaare-Senegal2010 e.V. gegründet mit dem Ziel, die Menschen in dem Dorf Sinthiou Mbal, wo Demba Ba Bürgermeister ist, und wenn möglich in der weiteren Umgebung zu unterstützen.

2011 versuchten wir vor Ort ansatzweise die Sprache der Peul bzw. Fulbe zu erlernen. Wir besuchten zum zweiten Mal unser Dorf Sinthiou Mbal und konnten damals miterleben, wie die Bewohner sich für das Gemüsegartenprojekt entschieden und erste Schritte zur Umsetzung in die Wege geleitet haben. Konkret bedeutete dies erst einmal die Umzäunung zweier ca. fußballfeldgroßer Areale. Zu diesem Zeitpunkt konnten wir uns der Befürchtung nicht ganz erwehren, dass das Vorhaben etwas überdimensioniert angelegt sein und es bei dem Zaun bleiben könnte.

Umso größer war unsere Freude, als wir in diesem Jahr das Dorf besuchten und zwei Gemüsegärten bestaunen konnten, die bereits zum zweiten Mal Frucht trugen. Wir wussten zwar bereits über die Berichte unserer Projektbegleiterin vor Ort und über den Besuch eines unserer Vereinsmitglieder, dass die Gärten gedeihen, aber es selbst zu sehen, war wirklich überwältigend.

Die Arbeit in den Gärten wird von den Frauen des Dorfes geleistet und jede einzelne der anwesenden Frauen zeigte uns stolz ihre eigene jeweils 6 m² große Parzelle.

Die größte Herausforderung stellt für die Frauen derzeit die Bewässerung des Gartens dar. Das Wasser muss aus einem außerhalb des Areals gelegenen Tiefbrunnen aus ca. 20 m mit Plastikkanistern über eine einfache Seilwinde hochgezogen werden. Das ist körperliche Schwerstarbeit, die auch ältere Frauen und Schwangere verrichten. Immer wieder wurden uns die Schwielen an den Händen gezeigt und wir konnten uns auch selbst von dieser Arbeit überzeugen.

Das Gemüse wird zweimal täglich gegossen, wobei das Wasser aus großen Schüsseln auf einmal auf die Beete geschüttet wird. Bei dieser „Methode“ wird zwangsläufig viel Wasser verschwendet, das vorher mühsam aus den Tiefbrunnen gefördert werden muss.

Die nächsten Schritte zur Weiterentwicklung der Gärten sind daher, mit den Bewohnern für sie machbare Techniken zu entwickeln, die zum einen den Wasserverbrauch verringern und zum anderen weniger kräftezehrend sind.

Auch die Zäune um die beiden Gemüsegärten müssen über kurz oder lang erneuert werden, da die derzeit verwendeten Holzpfähle in der Regenzeit unterspült werden und faulen. Die Zäune sind unverzichtbar, da sich ansonsten die frei herumlaufenden Rinder und Ziegen an dem Gemüse gütlich täten.

Ein Highlight unseres diesjährigen Aufenthalts in Sinthiou Mbal war auch die Ansprache von Susanne Szemerédy bei der Versammlung der Frauen in ihrer Sprache Pulaar. Alle waren hoch beeindruckt und es wurde deutlich, dass wir alle voneinander lernen und wir uns miteinander im Sinne von „Bamtaare“ weiterentwickeln.

Spürbar war für uns auch, dass die Frauen stolz auf ihre Leistung und ihr Können sind und darüber ein neues Selbstbewusstsein entwickelt haben.

Sie äußerten selbst, dass sich ihre Lebensqualität trotz der harten Arbeit erhöht hat. Die Ernährung ist durch mehr Gemüse ausgewogener geworden und erste bescheidene Gewinne werden bereits durch den Verkauf sowohl im dorfeigenen Markt als auch im nächst größeren Ort erzielt.

Faszinierend ist, mit welch geringem finanziellem Aufwand „unsere“ Gemüsegärten entstanden sind und weiter bewirtschaftet werden. Grundlage ist nach wie vor die Solidaritätskasse des Dorfes, in die die Bewohner/innen je nach ihren Möglichkeiten kleine finanzielle Einlagen leisten. Wir unterstützen das Projekt zum einen mit Zuschüssen für Saatgut, Arbeitsmaterial und Düngemitteln und haben dafür im Jahr 2011 rund 300,– Euro zur Verfügung gestellt. Zum anderen erhält unsere Projektbegleiterin vor Ort eine Aufwandsentschädigung von monatlich 125,– Euro für die Unterstützung der Frauen zur konkreten Durchführung des Projekts.

Mit dieser vergleichsweise geringen finanziellen Unterstützung und dem damit verbundenen Erfolg ist für uns inzwischen mehr als fragwürdig, warum bei Millionen von Entwicklungshilfegeldern die Trockengebiete in Afrika und anderswo immer noch nicht urbar gemacht werden konnten.

Da wir unsere Reisen in den Senegal nicht über unseren Verein sondern privat finanzieren, haben wir uns in diesem Jahr auch ein paar touristische Einblicke in das Land gegönnt.

Sowohl hierbei als auch für die Fahrt nach Sinthiou Mbal und der Vorbereitung unserer dortigen Rede in Pulaar hatten wir heuer tatkräftige Unterstützung von Moussa. Moussa hat in München versucht, uns ein bisschen weiter in die Landessprache Pulaar einzuführen. Er arbeitet übrigens in München in einem bayerischen Trachtengeschäft, auch hier findet also seit Jahren bayerisch-senegalesische Zusammenarbeit ganz selbstverständlich statt.

Zu der Fahrt nach Sinthiou Mbal und zurück an die Atlantikküste ist zu erwähnen, dass sie diesmal noch abenteuerlicher war als sonst. Auf der Hinfahrt legten wir die Strecke von ca. 700 km in 14 Stunden bei einem heftigen Sandsturm und zum Teil kaum noch befahrbarer Straße zurück. Wir waren mit einem normalen Pkw unterwegs und unser Fahrer entschloss sich daher auf dem Rückweg für eine andere Route, die uns jedoch erst einmal mitten in die Wüste führte, wo es keine Wegweiser mehr gab. Zum Glück trafen wir auf einen Wüstenbewohner, der uns die Richtung wies und selbst froh war, mit uns schneller in sein Dorf zu kommen.

Einer unserer Ausflüge führte uns in ein von Deutschen errichtetes Reservat, in dem Tiere angesiedelt wurden, die früher in Freiheit dort lebten.

Besonders beeindruckt waren wir von der sog. Muschelinsel. Das Fundament der Insel besteht ausschließlich aus Muscheln und auf der Insel leben Christen und Muslime in geschwisterlicher Eintracht zusammen. Sehr bemerkenswert ist, dass auf der Friedhofsinsel Angehörige beider Religionen auch in direkter Nachbarschaft bestattet sind.

Alljährlicher „Pflichtbesuch“ ist für uns inzwischen auch der Besuch der „Ile de Gorée“, der ehemaligen Sklaveninsel. Von dort wurden früher von verschiedenen Kolonialmächten die Menschen aus ganz Westafrika als Sklaven nach Amerika verschifft. Das Foto zeigt die sog. „Tür ohne Wiederkehr“.

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